Vorhaben auf der Unionsliste
Die Vorhaben von gemeinsamem Interesse (projects of common interest, kurz PCI) und Vorhaben von gegenseitigem Interesse (projects of mutual interest, kurz PMI) sind wichtige grenzüberschreitende Infrastrukturprojekte, die die Energiesysteme der EU-Mitgliedsstaaten untereinander bzw. mit Drittländern verbinden. Sie sollen zu einem funktionierenden Energiebinnenmarkt und zur Versorgungssicherheit in der Europäischen Union beitragen. Die PCI und PMI spielen zudem eine wichtige Rolle beim Erreichen der gemeinsamen energie- und klimapolitischen Ziele: erschwingliche, sichere und nachhaltige Energie sowie die langfristige Dekarbonisierung der Wirtschaft im Einklang mit dem Pariser Abkommen. PCI und PMI genießen die Vorzüge eines beschleunigten Genehmigungs- und Regulierungsverfahrens und können unter bestimmten Voraussetzungen Zugang zu europäischen Fördermitteln (Connecting Europe Facilities, kurz CEF) erhalten.
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Die PCI und PMI sind in einer unionsweiten Liste enthalten, die alle zwei Jahre aktualisiert wird. Die sechste Unionsliste mit PCI und erste Unionsliste mit PCI und PMI, die im Zuge der überarbeiteten TEN-E-Verordnung von 2022 erstellt wurde, ist am 28. April 2024 in Kraft getreten. Seitdem können neue Projekttypen wie Wasserstoff, Elektrolyseure, Smart-Gas, Offshore und Hybrid-Anlagen einen PCI- bzw. PMI-Status erhalten. Diese aktuelle Liste, die die bisherige fünfte Liste ersetzt, beinhaltet europaweit 166 Vorhaben. Darunter sind 85 Projekte zur grenzüberschreitenden Stromübertragung, -speicherung und zum intelligenten Netz auf der Grundlage des EU-Netzaktionsplans (Action Plan for Grids). Der EU-Netzaktionsplan soll einen schnellen und effizienten Ausbau der Netze für die Energiewende ermöglichen.
Mit Bezug zu Deutschland sind auf der neuen Liste 41 PCI-/PMI-Vorhaben benannt. Davon sind 14 Projekte im Strombereich (acht Projekte aus der Kategorie Stromübertragung, drei aus der Kategorie Offshore, zwei Speichervorhaben und ein Smart Grid Projekt). 22 Projekte stehen für den Bereich Wasserstoff (15 Pipelines, drei Terminal, zwei Speicher und zwei Elektrolyseure) und fünf Projekte im CO2-Bereich (Netz und Speicher).
Weitere Informationen erhalten Sie auf den Internetseiten der Europäischen Kommission.
Deutsche Vorhaben im Strombereich
Die für den Strombereich aufgeführten Vorhaben waren zum überwiegendem Teil bereits in der fünften PCI-Liste enthalten. Neu hinzugekommen ist u.a. ein Projekt gegenseitigen Interesses (PMI).
1.4.1 Emden Ost – Osterath (A-Nord)
Die Leitung soll die Windenergie in den Westen Deutschlands transportieren, die künftig in der Nordsee sowie an Land erzeugt wird.
- entspricht Vorhaben 1 des BBPlG
1.4.2 Heide/West – Polsum (Korridor B)
Das Vorhaben soll Engpässe im Wechselstromnetz entlasten und einen sicheren Netzbetrieb gewährleisten.
- entspricht Vorhaben 48 des BBPlG
1.4.3 Wilhelmshaven – Uentrop (Korridor B)
Das Vorhaben soll Engpässe im Wechselstromnetz entlasten und einen sicheren Netzbetrieb gewährleisten.
- entspricht Vorhaben 49 des BBPlG
1.5 Brunsbüttel – Großgartach und Wilster – Bergrheinfeld/West (SuedLink)
Die Vorhaben sollen künftig den an Land und auf See erzeugten Windstrom transportieren. Sie leisten damit einen Beitrag dazu, den Energiebedarf in Bayern und Baden-Württemberg nach dem Abschalten der verbliebenen Atomkraftwerke abzudecken.
- gekennzeichnet als E-Highway
- entspricht Vorhaben 3 und Vorhaben 4 des BBPlG
1.6 Osterath – Philippsburg (Ultranet)
Die Leitung dient dazu, in der Nordsee und an Land erzeugten Windstrom abzutransportieren. Hierdurch sollen die deutschen, niederländischen und belgischen Stromnetze entlastet werden.
- gekennzeichnet als E-Highway
- entspricht Vorhaben 2 des BBPlG
2.1.1 St. Peter (AT) – Isar
Das Vorhaben dient der Erhöhung der Kuppelkapazität zwischen Deutschland und Österreich.
- entspricht auf deutscher Seite den Abschnitten Bundesgrenze (Österreich) – Simbach, Adlkofen – Altheim und Matzenhof – Adlkofen des Vorhabens 32 des BBPlG
2.1.4 Pleinting – Isar (AT)
Diese Verbindungsleitung dient ebenfalls der Erhöhung der Kuppelkapazität zwischen Deutschland und Österreich.
- auch Teil des Vorhabens 32 des BBPlG
2.2 Wolmirstedt – Isar (SuedOstLink)
Das Vorhaben ist erforderlich, da es durch einen massiven Zubau erneuerbarer Energien in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen zu Engpässen im Stromtransport nach Bayern kommt.
- gekennzeichnet als E-Highway
- entspricht Vorhaben 5 des BBPlG
1.21 Interconnector Tarchon Energy Ltd.
PMI, Verbindungsleitung zwischen dem Raum Emden (Ost) und Corringham, Essex, UK.
- gekennzeichnet als Interkonnektor
- Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Website des Vorhabenträgers.
Deutsche Offshore-Vorhaben
4.1 North Sea Wind Power Hub
Das Projekt dient der Errichtung eines oder mehrerer internationaler Verteilernetze für Windenergie in der Nordsee.
- gekennzeichnet als E-Highway
- Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Website der Vorhabenträger.
5.2 Bornholm Energy Island (BEI)
Das Projekt ist eine hybride Offshore-Verbindungsleitung zwischen Dänemark und Deutschland.
- Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Website des Vorhabenträgers.
Deutsche Stromspeichervorhaben
1.1.4 Pumpspeicherkraftwerk Riedl
Geplant ist ein unterirdisches Pumpspeicherkraftwerk im Grenzgebiet zwischen Bayern und Oberösterreich.
- Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Website des Vorhabenträgers.
1.1.7 Pumpspeicherkraftwerk WSK PULS
Geplant ist ein 400 MW-Pumpspeicherkraftwerk in Süd-Thüringen.
- Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Website des Vorhabenträgers.
Deutsche Smart-Grid-Vorhaben
12.4 Gabreta (Tschechien, Deutschland)
Aufgeführt im Bereich der intelligenten Netze (Smart Grids) das deutsch-tschechische Projekt Gabreta. Das Vorhaben soll unter anderem mehr Flexibilität und Aufnahmekapazität für die erneuerbaren Energien generieren.
- Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Website des Vorhabenträgers.
Deutsche Wasserstoffvorhaben
9.22.2 Wasserstoffspeicher Gronau-Epe
Der Vorhabenträger RWE Gas Storage West („RGSW“) beabsichtigt als sogenannte zweite Baustufe die Erweiterung einer bereits im Bau befindlichen Wasserstoffspeicheranlage. Geplant sind eine weitere obertägige Anlage (u. a. Entnahme- und Verdichterstation) einschließlich zweier zusätzlicher Kavernen (untertägig) zur Lagerung von Wasserstoff. Mit dieser zweiten Baustufe soll die Nutzungskapazität für Speicherkunden um 43,5 Mio. m³ Wasserstoff erweitert werden.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Website des Vorhabenträgers.
Gemäß Art. 8 Abs. 2 TEN-E-Verordnung wurde die Zuständigkeit für die Erleichterung und Koordinierung des Genehmigungsverfahrens vom OneStopShop der Bundesnetzagentur auf die Bezirksregierung Arnsberg übertragen.
11.3 Baltic Sea Hydrogen Collector (BHC)
Geplant ist eine offshore verlaufende Wasserstoffverbindungsleitung, die Schweden und Finnland mit Deutschland und Kontinentaleuropa verbindet. Beabsichtigt ist ein Rohrleitungssystem mit einer Länge von 1.250 km und einer Transportkapazität von bis zu 17 GW oder 4,5 bis 5 Megatonnen Wasserstoff pro Jahr. BHC ermöglicht die Anbindung von Wasserstoffstandorten in Deutschland und Produktionsstandorten in Skandinavien.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Website des Vorhabenträgers.
Stand: 11.02.2025